Wildhaus
Schneeschuhzauber im Bann des Alpsteins und der Churfirsten
Wir haben unser Lager im Hotel Friedegg in Wildhaus-Lisighaus aufgeschlagen, wo wir zwischen unseren Schneeschuhtouren und Skifahrten vom Hotelier Daniel Forrer sehr herzlich verwöhnt werden. Gleich auf der anderen Strassenseite steht übrigens das Geburtshaus von Ulrich Zwingli, das in jedem Fall einen Besuch wert ist.
(1) Unsere erste Schneeschuhwanderung starten wir bei der Station Oberdorf, die wir mit dem Sessellift von Lisighaus aus erreichen. Bei heftigem Wind und Schneetreiben steigen wir gegen Südosten zum Stallgebäude der Sankt Galler Weid auf, wo wir Richtung Osten die Skilifttrasse queren und so am Waldrand auf das zugeschneite Strässchen zur Vetscheweid stossen. Nach der Vetscheweid wendet sich die mit violetten Pfosten markierte Schneeschuhroute nach Süden und erreicht bergwärts die Geländerippe am nördlichen Waldrand von Älpligatter. Dieser Rippe folgen wir ostwärts bis zur Senke des Schöntobels, die wir zur Alp Ölberg hinauf traversieren. Von nun an führt die Trasse fast eben aus bis zu den Alphütten von Lochgatter (Abb. 1). Wir verzichten auf den Abstieg zum Skihaus Gamperfin, da dieses am von uns gewählten Tag geschlossen ist. Ansonsten hätten wir uns dort ein Fondue gegönnt und wären durch den Tischenrietwald nach Herti und um den Moosbühel herum zur Alp Ölberg zurückgekehrt. So benutzen wir die von uns ausgetretene Trasse zum Ölberg zurück und ersparen uns so weitere ermüdende Spurarbeit. Auf dem Rückweg umgehen wir die Senke des Schöntobels südlich in Richtung der Hütten von Älpligatter. Hier erwarten uns allerdings Schneeverwehungen, die nochmals viel Kraft kosten. Normalerweise wird die Route nach Gamperfin durch ein Pistenfahrzeug gespurt. Bei starkem Schneefall wie heute bleibt nur die eigene Muskelkraft. Den Abstieg von Oberdorf über die stotzige Schlittelpiste zurück nach Lisighaus lassen wir uns trotz müder Beine nicht entgehen.
(2) Seit gestern ist in der Höhe fast ein halber Meter Neuschnee gefallen. Wir fahren mit der Luftseilbahn von Alt St. Johann zur Bergstation Selamatt hinauf. Unmittelbar westlich der Talstation des Skilifts zum Zinggen beginnt unsere heutige Schneeschuhroute, die wir im tiefen Neuschnee nur noch dank der violetten Markierungspfosten finden. Durch einen kleinen Geländeeinschnitt queren wir in südlicher Richtung zum Lämboden hinauf, wo wir gegen Westen in den Bannwald abbiegen. Immer wieder erhaschen wir zwischen den verschneiten Tannen und Fichten einen Blick auf die im Sonnenlicht gleissenden Schibenstoll, Zuestoll und Brisi. Westlich, am Mittelstofel vorbei, erreichen wir schliesslich die tief eingeschneite Lochhütte. Trotz der Schneeschuhe sinken wir bei der Spurarbeit bis zu den Oberschenkeln ein. Zum ersten Mal freue ich mich über eine laut schnatternde Gruppe, die uns auf unserer frisch gelegten Trasse leichtfüssig einholt. Gerne lasse ich mich nach Erreichen der geräumten Alpstrasse zu den Alphütten von Selamatt für ein paar hundert Meter ans Ende der Kolonne zurückfallen und geniesse nun meinerseits den Aufstieg zur Hütte von Langlitten (Abb. 2). In der Traverse zur Alp Hinterlücheren quälen wir uns dann an der Spitze wieder durch tiefe Schneeverwehungen, bis wir endlich zum Pub von Zinggen absteigen können. Nach einer verdienten Stärkung queren wir zur Bergstation der Standseilbahn Unterwasser – Iltios hinüber, wobei wir die Kehren des Winterwanderweges abkürzen. Über Stofel steigen wir zum Nordufer des Vorder-Schwendisees ab. Dort treffen wir auf die Strasse nach Lisighaus, deren Kurven bei Forenmoos wir in direktem Abstieg über die verschneiten Matten westwärts liegen lassen.
(3) Für einen Ruhetag eignet sich der Spaziergang von Lisighaus über die Moosstrasse bis unmittelbar nach dem Reka-Feriendorf, wo bergwärts der Fahrweg Plättli zur Steinrütistrasse hinauf abzweigt, die schliesslich zum gemütlichen Hagbeizli von Hanspeter und Margrit Eberhard führt. Hier wird man an der warmen Wintersonne mit herrlicher Aussicht auf die Churfirsten verwöhnt. Wer schliesslich doch noch etwas mehr leisten möchte, der folge dem Winterwanderweg über die Gästele-Weid nach Gamplüt, wo im Bergrestaurant eine weitere Einkehrmöglichkeit besteht.
(4) Nach einem herrlichen Tag auf Skiern packen wir nochmals unsere Schneeschuhe auf den Rucksack und fahren mit der Luftseilbahn von Tobel nach Gamplüt hinauf, ein Fahrerlebnis aus vergangener Zeit ohne jeglichen Geschwindigkeitsrausch. Am Ostfuss des Steins entlang und vorbei an den Dreihütten erreichen wir das Waldsträsschen, das vorerst gegen Westen, dann über vier Kehren zu den Hütten von Alpli und Laui hinunterführt. Immer wieder erhaschen wir einen herrlichen Blick auf den nahen, im Winterkleid erstarrten Säntis und den Wildhuser Schofberg. Nach Überschreiten der Säntisthur wenden wir uns noch vor Erreichen des Seebachs west- und bergwärts. Nach kurzem Aufstieg gelangen wir in das Tälchen von Oberlaui und folgen dem Nordfuss des Chüeboden- und Lauibergs bis zu den Hütten von Türlisboden beim Gräppelensee, aus welchem der Seebach abfliesst (Abb. 3). Nach einem nochmaligen kurzen Aufstieg zum Passeinschnitt Chrinn zwischen Laui- und Mittelberg stehen wir erneut im Bann der Churfirsten. Nun bleibt nur noch der teilweise stotzige Abstieg über die verschneiten Matten der Weiler Gubel, Boden und Häldeli nach Alt St.-Johann mit seinem sehenswerten ehemaligen Kloster (Abb. 4). Wer sich für Geschichte und Brauchtum der Region Wildhaus interessiert, der findet in der kleinen Gästebibliothek des Hotel Friedegg die geeignete Lektüre, die sich abends bei einem guten Glas Wein geniessen lässt.
Abb. 1 Eisiges Licht auf der Alp Ölberg
Abb. 2: Im Aufstieg nach Langlitten taucht zwischen den Bäumen der Zuestoll auf
Abb. 3 Blick zurück durch das Tälchen von Oberlaui auf den Wildhuser Schofberg
Abb. 4 Routenverlauf