Chli Aubrig

Mit Schneeschuhen auf einsamen Innerschwyzer Pfaden

Von Christian E. Besimo

Der übliche Aufstieg zum Chli Aubrig erfolgt von der Vorder Sattelegg aus, also der Passstrasse, die Willerzell am Sihlsee mit dem Wäggital verbindet. Eine interessantere, aber weniger bekannte Route führt von dem etwas südlicher am Sihlsee gelegenen Euthal zum Gipfel. Am Ende der Fahrstrasse in das gleichnamige Seitental beginnt die Wanderung. Wir überschreiten östlich des Weilers Sagenweid den vom Chli Aubrig herunterfliessenden Bach gegen Süden. In einigen engen Wegkehren erreichen wir am Fusse der Chrummflue eine langgezogene Waldlichtung. Die Felswand der Chrummflue wird durch das Chilentobel umgangen. An dessen östlichem Ende gelangen wir zu den Häusern und Weiden der Vorder Chrummflue, wo sich der Weg teilt.

Für den weiteren Aufstieg wählen wir den steilen Weg in nordöstlicher Richtung zur Hütte des Trittli hinauf. Dies ist ein guter Ort, um sich auszuruhen, denn bei viel Schnee kann die zwar kurze aber doch stotzige Spurarbeit schon an den Kräften zehren, und der Aufstieg ist ja noch nicht vollendet (Abb. 1). Der Weg wendet sich oberhalb des Trittli vorerst gegen Norden, um dann erneut in östlicher Richtung in den Wald unterhalb der Wildegg zu führen. Der Wald wird vorerst gegen Nordosten durchquert (Abb. 2). Am nördlichen Waldrand wendet sich der Pfad gegen Süden und erreicht in einem weiten Schlenker Stall und Hütte der Wildegg. Wer seine Kräfte noch nicht verausgabt hat, kann über den steilen Hang entlang des nördlichen Waldrandes auch direkt zur Wildegg hinaufsteigen. Aber Vorsicht, der untere Teil kann mit Flugschnee reichlich zugeweht und der obere Abschnitt dafür kahlgefegt und eisig sein. Dann ist Kraft sowie Technik gefragt und droht bei einem Ausrutscher, wie beim Brettspiel ‚Eile mit Weile‘ ein zweiter Aufstiegsversuch. Auf alle Fälle gibt es auf dem Balkon der Wildegghütte ein Bänkli zum Ausruhen.

Zum Gipfel des Chli Aubrig ist es nun nicht mehr weit. Wir folgen dem breiten südlichen Bergrücken zur Hütte von Altenberg und weiter gegen Norden direkt zum Gipfel. So umgeht man den im unteren Teil sehr steilen Westhang, der bei viel Schnee unsicher sein und abrutschen kann. Bei schönem Wetter lädt die wunderbare Rundsicht vom Chli Aubrig über die Zentralschweizer Gipfelwelt zu einer genussvollen längeren Geographiestunde ein (Abb. 3 und 4). Bei eisigem Wind und Schneetreiben glaubt man sich jedoch rasch weit weg ins Hochgebirge versetzt.

Im Abstieg ist die Wildegg wie im Flug erreicht. Von hier aus folgen wir etwa 400 Meter dem Gratweg gegen Osten, um noch vor Erreichen der Nüssen weglos den Hang gegen Südwesten zu einem einsam stehenden Heuschober abzusteigen. Dort gelangen wir auf die Alpstrasse, die von der Wildegg nach Schrot hinunterführt. Bei Schrot verlassen wir die Strasse wieder und steigen gegen Westen, an den Häusern vorbei, zum Waldrand ab. Hier erfordert das Auffinden des schmalen Weges durch die Schrotruns hinunter zur Hinter und Vorder Chrummflue vor allem bei viel Schnee etwas Aufmerksamkeit. Auf Vorder Chrummflue finden wir wieder zur Aufstiegsspur und nach kurzer Zeit ins Euthal zurück (Abb. 5).

Diese kurze Schneeschuhtour bezaubert sowohl durch die abwechslungsreiche Landschaft, als auch die weite Rundsicht vom Chli Aubrig aus. Unvergesslich werden auch die einsamen Auf- und Abstiegswege durch die tief verschneiten Wälder bleiben.

 

Abbildungen

Abb. 1 Blick vom Trittli auf den grossen Mythen

Abb. 2 Chli Aubrig im Morgenlicht

Abb. 3 Auf dem Gipfel des Chli Aubrig

Abb. 4 Weitblick vom Chli Aubrig gegen Südwesten

Abb. 5 Routenverlauf

Man muss viel gelernt haben, um über das, was man nicht weiss, fragen zu können.
Jean-Jacques Rousseau