Was ist Zeit? Antwortsuche aus philosophischer und physikalischer Perspektive
Zeit ist allgegenwärtig. Unser Leben ist getaktet durch den Terminkalender. Der Zug fährt nach Fahrplan. In möglichst kurzer Zeit wollen wir von A nach B. Wir haben Arbeitszeit und Freizeit, die Zeit wird uns zu lang oder zu knapp.
Wir werden geboren, sind jung, werden alt und sterben.
Jeder Tag beginnt mit einem Sonnenaufgang und die Erde vollzieht ihre Bahn einmal um die Sonne pro Jahr.
Wir probieren, der Zeit davon zu hetzen, jung zu bleiben, keine Zeit zu verlieren, Zeit zu optimieren—und merken, die beste Zeit ist oft, wenn wir die Uhr einmal vergessen können.
Aber was ist den Zeit? Gibt es überhaupt Zeit? Was passiert, wenn nichts passiert?
Newton meinte, dass die Zeit tickt, Augustinus beschreibt, dass es sowohl die Zukunft als auch die Vergangenheit nur in der Gegenwart gibt, und diese auch unmittelbar vergeht. Der Zen-Meister Dōgen schreibt: „Alles, was ist, ist auch Zeit.“ Einstein zeigt auf, dass Zeit relativ ist, verzogen wird durch Masse und verwoben mit dem Raum. In manchen Religionen gibt es Ewigkeit—Zeit, die immer da ist. Wir messen die Zeit mittels zyklischer Prozesse (bsp. Jahr mit seinen Jahreszeiten, oder rotierender Zeiger auf der Uhr), aber sie vergeht für uns eine Richtung und kommt nicht zurück.
An diesem Vortragsabend gehen wir anhand philosophischer und physikalischer Gedanken und Theorien auf die Suche nach Antworten auf die Frage, was Zeit ist, mit dem Ziel mit der Zeit nachhaltig umzugehen.
Professor Dr. Raji Steineck

Professor Raji Steineck studierte Japanologie, Philosophie und Musikwissenschaft und wurde mit einer Arbeit zum Erkenntnisbegriff der Mystik promoviert. Er ist seit 2008 Professor für Japanologie an der Universität Zürich und seit 2012 zusätzlich Gastprofessor am Forschungsinstitut für Zeitstudien der Universität Yamaguchi (Japan). Von 2013-2023 war er ausserdem Präsident der International Society for the Study of Time. Von 2017-2023 leitete er die Forschungsgruppe TIMEJ, die Zeitauffassungen im japanischen Mittelalter untersuchte. Sein Buch zum Umgang mit Zeit bei dem mittelalterlichen Zen-Buddhisten Dōgen erscheint im Sept. 2025 bei State University of New York Press.
Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist die symbolische Repräsentationen von Zeit, ihre Beziehung zu sozio-kulturellen Praktiken und ihre theoretische Deutung.
Professor Dr. Roland Riek

Professor Roland Riek ist seit Mai 2007 ordentlicher Professor für physikalische Chemie an der ETH Zürich. Seine Forschungsgruppe beschäftigt sich mit biologischer Kernspinresonanzspektroskopie (NMR).
Roland Riek wurde 1969 in Bern geboren. Er studierte Physik an der ETH Zürich. Nach Erhalt seines Diploms blieb er an der ETH, um bei Prof. Kurt Wüthrich am Institut für Molekularbiologie und Biophysik zu promovieren. 1998 beendete er seine Doktorarbeit über die NMR-Struktur des Maus-Prion-Proteins. Nach mehreren Jahren als Postdoktorand am Institut für Molekularbiologie und Biophysik der ETH wurde er 2001 Assistenzprofessor und 2006 ausserordentlicher Professor und Direktor der NMR-Einrichtung am Labor für Strukturbiologie des Salk Institute for Biological Studies in La Jolla, Kalifornien.
Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Untersuchung der 3D-Strukturen von Membranproteinen und krankheitsassoziierten fehlgefalteten Proteinaggregaten sowie das Studium der Dynamik von Proteinen und ihrer Interaktion mit anderen Proteinen.