Rechte, Pflichten, Verflechtungen: „Freiheit“ im alten Schwyz
Eine absolute Freiheit hat es nie gegeben, auch nicht in den Jahrhunderten vor internationalen Organisationen und zunehmender Globalisierung. Politische, kirchliche, wirtschaftliche und persönliche Rechte waren nicht immer deckungsgleich und mehr oder weniger feine Unterschiede gab es auch innerhalb einzelner Orte. Dies gilt gerade für das heterogene Land Schwyz zur Zeit der alten Eidgenossenschaft, die ihrerseits bis weit in die frühe Neuzeit zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehörte. Handelsbeziehungen und Militär-Unternehmertum führten zu Verflechtungen mit – und z.T. Abhängigkeiten von – Mächten aus nah und fern. Im überregionalen Vergleich war der Grad von Eigenbestimmung in den Waldstätten allerdings hoch; die bereits extensive Laienkontrolle über die spätmittelalterliche Kirche machte die Reformation hier wenig attraktiv und die Gemeinde Gersau bildete noch im 18. Jhd. eine eigene „Republic“. Der Vortrag nähert sich dem komplexen Themenbereich „Freiheit“ aus dem Blickwinkel einer „Geschichte von unten“, die europäische Perspektiven und die grossen Entwicklungslinien der Epoche zwischen 1300-1800 mit einzubeziehen versucht.
Beat Kümin
Beat Kümin studierte in Bern und Cambridge. Seit 2001 wirkt er an der University of Warwick in England, wo er als Professor für europäische Geschichte der Frühen Neuzeit die Kultur vormoderner Dörfer und Pfarreien erforscht. Auf Deutsch sind die Sammelbände Landgemeinde und Kirche im Zeitalter der Konfessionen (2002) und Politische Freiheit und republikanische Kultur im Alten Europa (2015) erschienen. Die Monographien Drinking Matters (2007) und Imperial Villages (2019) widmeten sich Wirtshäusern bzw. Reichsdörfern im Zeitraum zwischen 1300-1800. Zudem koordiniert er das Warwick Network for Parish Research (mit der online Plattform My-Parish) und betreut ein Forschungsprojekt zu Turmkapseleinlagen.