Rituale in Teams und Organisationen mit Jürg Fassbind und Graziella Contratto
Rituale berühren, verbinden und geben Kraft. Welche Bedeutung haben sie für unser Leben und unser Miteinander in der Arbeitswelt?
Jürg Fassbind spricht mit Graziella Contratto über sein kürzlich erschienenes Buch Rituale in Teams und Organisationen. Innehalten – Verbinden – Transformieren.
Vor noch nicht allzu langer Zeit galten Rituale als überholt – heute werden sie neu entdeckt als kraftvolle Quellen von Orientierung, Sicherheit und Verbundenheit. Gerade in Organisationen können sie in Phasen des Wandels tragende Impulse geben. Das neue Buch von Jürg Fassbind verbindet fundierte Hintergründe mit anschaulichen Beispielen für den praktischen Einsatz von Ritualen in Teams und Organisationen.
Graziella Contratto durfte während des Schreibprozesses von Jürg Fassbind spannende Einblicke gewinnen. Mit dem Autor verbindet sie eine gemeinsame Kindheit in Schwyz sowie eine tiefe Verbundenheit mit dem regionalen Brauchtum und dessen ganz eigenen Ritualen. Auf dieser Basis führen die beiden Schwyzer ein Gespräch über die Bedeutung von Ritualen im Arbeitsumfeld sowie auch im persönlichen Kontext.
Jürg Fassbind

Jürg Fassbind wuchs in Schwyz auf und studierte Geschichte und Politikwissenschaften an den Universitäten Bern und Chapel Hill (USA). Zusätzlich vertiefte er sich in Organisationsentwicklung. Während der vergangenen 25 Jahre nahm er leitende Funktionen in verschiedenen Teams und Organisationen des Sozialwesens wahr, vorwiegend im Kanton Bern. Seit einem Jahrzehnt ist er als selbständiger Organisationsberater, Führungscoach und Lehrbeauftragter an der Berner Fachhochschule für Soziale Arbeit tätig.
Parallel dazu bildete er sich zum Fachmann für Rituale weiter, um Menschen in Veränderungsprozessen und Lebensübergängen zu begleiten. Er ist Dozent an der Fachschule für Rituale. Dieses Wissen liess er zunehmend auch in seine Beratungen von Organisationen einfliessen. Zugleich erkannte er eine theoretische Lücke im Bereich Rituale in Teams und Organisationen. Dies veranlasste ihn, einen eigenen Bezugsrahmen zu entwickeln, ihn mit zahlreichen Beispielen zu untermauern und Fachleuten wie Interessierten zugänglich zu machen.
Graziella Contratto

Bevor sie nach einer Assistenz an der Berliner Philharmonie in Frankreich als erste Frau eines Staatsorchesters die Chefposition beim Orchestre des Pays Savoie übernahm, dozierte die Schwyzer Dirigentin Graziella Contratto bereits Musiktheorie an der HSLU und leitete die IGNM Zentralschweiz. Zahlreiche Gastdirigate führten sie in die meisten europäischen Länder und in die USA. Der Einblick in die Arbeit von international hochdotierten Orchestern und Opernhäusern inspirierte sie anschliessend, vermehrt in das künstlerische Management einzusteigen und sie begann gleichzeitig mit der Profilberatung und Förderung von Nachwuchskünstler:innen, z.B. am Davos Festival, an den Alpentönen und als Hochschulleiterin Musik an der Hochschule der Künste Bern, eine Stelle, die sie von 2010 bis 2022 innehatte. Als Fachbereichsleiterin entwickelte sie dort gemeinsam mit ihrem Team eine Strategie zur Förderung von Creative Practice, Forschung und Vermittlung in und mit Musik – ein mittlerweile europaweit übernommenes Konzept für zukunftsorientierte Studiengänge. Für 250 Mitarbeitende und 500 Studierende übernahm sie an der HKB die Führungsverantwortung und profitierte gleichzeitig von der transdisziplinären Ausrichtung der Hochschule mit zahlreichen Projekten für alle Künste.
Ab 2000 übernahm Graziella zahlreiche Stiftungsratsmandate, z.B. bei der Art Mentor Foundation Lucerne, bei Pro Helvetia, Landis&Gyr und als Beraterin bei der Fondation SUISA. Bei den ersten beiden Schweizer Musikpreis-Ausgaben 2014 und 2015 wirkte Graziella als Jurypräsidentin, weitere Jurymandate kommen ständig hinzu.
Am Radio und Fernsehen ist Graziella seit vielen Jahren gerngesehener Gast. Als Referentin gibt sie seit zwanzig Jahren Leadership-Workshops, in denen sie Kaderpersonen zum Dirigieren bringt und sie gleichzeitig zu neuen Perspektiven in Auftrittskompetenz, Organisationsentwicklung und Arbeitspsychologie inspiriert.
2017 gründete sie das international erfolgreiche Label Schweizer Fonogramm und führt seither als Produzentin ihre vielfältige Arbeit fort: als Beraterin, Konzeptentwicklerin und Forschende.
Graziella interessiert sich gleichermassen für Kulturstrategien wie für das künstlerische Potenzial einer einzelnen Persönlichkeit, für die Vernetzung zwischen den Künsten wie für politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen eines Projekts.